Stadtarchiv Köln: 10. März

Nachrichten zur Kölner Archivkatastrophe (9.3. abends und 10.3.):

Zum Archivbestand (Bergung / Verluste):

Aus der Pressemitteilung der Stadt Köln vom 9.3. abends:

  • „Kulturdezernent Professor Georg Quander bezeichnet die Lage für das Archivgut als nach wie vor als unübersichtlich und katastrophal. Der Direktor der Anna-Amalia-Bibliothek in Weimar habe seine Einschätzung bestätigt, dass der Einsturz des Historischen Archivs schlimmer als der Brand der Bibliothek sei.“
  • „Von den gesamten Beständen des Historischen Archivs, die auf Regalen von 30 Kilometern Länge lagerten, sind bis jetzt 15 bis 20 Prozent geborgen. Davon ist sicher nicht alles zu retten, die Rekonstruktion wird 20 bis 30 Jahre dauern. Die Feuerwehr stellt Archivgut zurzeit nur dann sicher, wenn sie darauf bei der Suche nach der verschütteten Person stößt, sie bezeichnet das als so genannte Notbergung.“
  • „Manche der Archivalien sind fast unbeschädigt, andere dagegen nahezu völlig zerstört. Der Erhaltungszustand hängt stark davon, was beim Einsturz wohin gefallen ist. Bei der Sortierung gehen die Archivare nach Schadensklassen vor: Pergament oder Papier, nass oder trocken. Feuchte Dokumente müssen für mindestens zwei Jahre tiefgefroren werden, bevor die Rettung in Form der Gefriertrocknung beginnen kann.“
  • „Zu den geretteten Archivalien von besonderer Bedeutung gehört eine der beiden Handschriften des Theologen und Philosophen Albertus Magnus und vier der fünf Bände der Chronik des Kölner Ratsherren Hermann von Weinsberg aus dem 16. Jahrhundert. Auch Akten des städtischen Wohnungsamts aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg sind wieder aufgetaucht, allerdings fast völlig zerfetzt. Die Leiterin des Historischen Archivs, Dr. Bettina Schmidt-Czaia, hat Zweifel, ob die Dokumente rekonstruierbar sind.“

Einige vermischte Nachrichten und Links:

  • Die Stadt Köln teilt mit, dass eine Halle zur Lagerung, Sortierung und Behandlung von Archivgut gefunden ist.
  • Derzeit arbeiten Studenten und Dozenten der Archivschule Marburg in Köln. Im Ticker des KStA (12:45 Uhr) wird der Leiter der Archivschule zitiert, dass er heute u. a. eine Reichskammergerichtsakte aus dem 16. oder 17. Jh. in Händen gehabt habe.
  • Aus der Pressemitteilung der Stadt Köln von heute nachmittag: „Zu den Funden der letzten Tage gehörten unter anderem Akten der ehemaligen Kölner Oberbürgermeister Adenauer und Schwering. Teilweise konnten Mikrofilme gesichert werden. Inwieweit das im Historischen Archiv vorhandene Zeitungsarchiv der Kölner Zeitungen vollständig verloren ist, ist derzeit noch unklar. Bisher konnten noch keine Zeitungsbände gesichert werden.“
  • Die Universität Kassel verfügt über eine Digitalisierung der Kölner Ratsmemorialbücher von 1397 bis 1406 oder 1407, die hier in einer Online-Edition frei zugänglich ist.

Bilder von der Archivbergung:

  • Eine Fotostrecke zur Bergung und Behandlung der Archivalien bringt der Express. Einige Aufnahmen sind zum Heulen – eine lädierte Urkunde und ramponierte Aktenbände der Frühen Neuzeit.
  • Einen kurzen Filmbericht zur Rettung der Archivalien kann man beim WDR abrufen.

Zu den Ursachen und Verantwortlichen:

  • Archivalia verweist auf einen Eintrag im Beck-Blog.

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