Stadtarchiv Köln: 8. März

Nachrichten zur Stadtarchivkatastrophe:

Die Nachrichten konzentrierten sich gestern auf Berichte über mögliche Ursachen der Katastrophe; dabei werden immer mehr Vorwürfe gegen die KVB laut, Gutachten und Hinweise auf Probleme nicht beachtet zu haben. Heute morgen ist einer der beiden Vermissten tot aufgefunden worden, und natürlich steht diese traurige Nachricht jetzt im Zentrum der Berichterstattung.

Zum Archivbestand (Bergung / Verluste):

  • Organisiert vom Verein „Prometheus“ soll das verlorene Kölner Stadtarchiv digital rekonstruiert werden. Wer über Digitalisate oder Kopien von Kölner Archivalien verfügt, ist aufgerufen, sie unter http://www.historischesarchivkoeln.de zur Verfügung zu stellen.
  • Seit wenigen Wochen befanden sich die Erstschriften der Standesamtsregister der Kölner Standesämter im Stadtarchiv und sollten jetzt dort zugänglich gemacht werden. Von einer Bergung ist noch nicht die Rede, so dass einstweilen von einem Totalverlust auszugehen ist. Es handelt sich um die Geburtsregister 1798-1898, Heiratsregister 1798-1928, Sterberegister 1798-1978. – Im Personenstandsarchiv Brühl befinden sich die Zweitschriften, und zwar Geburtsregister 1798-1898, Heiratsregister 1798-1928, Sterberegister 1798-30.6.1938 (im Laufe des Jahres sollen die Zweitschriften der Sterberegister bis 1978 ans Archiv übergeben werden). Demnach befinden sich im Kölner Standesamt aktuell noch: Geburtsregister Erst- und Zweitschriften ab 1899, Heiratsregister Erst- und Zweitschriften ab 1929, Sterberegister Erstschriften ab 1979, Zweitschriften ab 1.7.1938.
  • Aus einem WDR-Interview mit Prof. Fuchs, FH Köln: Der Nachlass Lauterbach ist gefunden; „jetzt“ (7.3.) werden immer mehr Handschriften gefunden [wobei mir unklar ist, ob „Handschriften“ gemeint ist im Sinne von „handgeschriebene Archivalien“ oder im Sinne von „Codices“]; es scheint, als ob man sich den mittelalterlichen Handschriften nähere.
  • Der KStA teilt heute morgen (9.47 Uhr) ohne weitere Details mit: „ Es wird weiter Archivgut geborgen.“
  • In center.tv wurde am Nachmittag die Pressekonferenz mit dem Leiter der Kölner Berufsfeuerwehr übertragen. Den Aussagen des Feuerwehrchefs zufolge wird derzeit ein Dach über dem Trümmerkegel errichtet (15 m von 50 m stünden bereits). Bei diesen Arbeiten werden zum Friedrich-Wilhelm-Gymnasium hin schichtweise Beton und zerdrückte Archivregale abgeräumt. Die Archivalien sind teilweise einzeln, teilweise in Kartons, einige in „erstaunlich gutem Zustand“; geborgen wurde auch ein von einer Betonsäule zerdrückter Metallschrank mit einer Siegelsammlung. Über den Zustand der Siegel selbst wurde nicht mitgeteilt.
  • Die Stadt Köln sucht dringend eine Halle mit einer Größe von mind. 10.000 Quadratmetern (und weiteren Anforderungen) zur Sortierung und Lagerung von Archivgut (Presseamt). Die Halle wird für fünf Jahre benötigt (Archivalia).

Zu den Ursachen und Verantwortlichen:

  • Der WDR berichtet: „Nach Einschätzung der Ingenieurkammer NRW hätte der Einsturz möglicherweise verhindert werden können. Die Risse im Stadtarchiv seien nicht auf ihre Ursache hin überprüft worden. Heinrich Bökamp, der Vizepräsident der Kammer, sagte gegenüber dem WDR-Magazin Westpol: „Das grenzt an Schlamperei.“ Der Geotechniker Josef Steinhoff kritisiert: „Man hätte die Qualitätsstandards bei einer solchen Baugrube höher gestalten können.““

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